Totenbraut by Blazon Nina

Totenbraut by Blazon Nina

Autor:Blazon Nina [Nina, Blazon]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-473-35304-0
veröffentlicht: 2012-03-08T05:00:00+00:00


Asche zu Asche

Die Rufe der Klagefrauen und Gebete hätten mich im Türkenzimmer empfangen müssen, aber als ich eintrat, umfing mich lediglich eine gespenstische Stille. Es roch nach Knoblauch, was mich einen Augenblick lang verwunderte. Wie konnte Nema das zulassen? Šimeon und Danilo saßen vornübergebeugt neben dem Tisch, der als Totenbett diente. Beide hatten die Ellenbogen auf die Knie gestützt und die Hände im Haar vergraben, was sie einander seltsam ähnlich machte. Es kostete mich viel Mut, den bleichen Fremden anzusehen, der in seinen besten Kleidern auf Stroh gebettet lag. Inzwischen hatte Jovans Miene eine tiefe Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben angenommen, nur auf seinem gespannten Mund fand sich noch ein Abglanz irdischer Sorge. Kerzen brannten an den vier Ecken des Tisches, Münzen lagen auf den Lidern des Toten. Ein schwarzes Band um den Kopf verbarg die Wunde. Die weiße Haarsträhne, die über einer Schläfe lag, hob sich von seinem dunklen Haar und dem Stoffband ab.

„Ich habe den Weihrauch mitgebracht.“ Mein Flüstern erschien mir laut wie Donnerhall. Danilo und Šimeon hoben ruckartig den Kopf. Die Züge meines Mannes waren bleich und wächsern, aber er wirkte gefasst. „Manko bringt morgen den Sarg“, ergänzte ich noch leiser. „Und… Milutin wird ihn aussegnen.“

Danilos Augen weiteten sich vor Überraschung. „Das ist dir gelungen?“, fragte er ungläubig.

„Jovan und ich, wir danken dir“, murmelte Šimeon nur. Dann sank er wieder in sich zusammen und rieb sich mit den Handballen die Augen. Verlegen wandte ich den Blick ab. Erst jetzt fiel mir auf, dass Danilo immer noch seine Reisekleidung trug. Sie war voller Staub und getrockneter Schlamm klebte daran. Und an der Schulter entdeckte ich einen Riss im Hemd, als hätte ihn jemand dort gepackt.

Leise nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich neben ihn. „Wo bist du die ganze Zeit gewesen?“, flüsterte ich. „Warum warst du nicht bei ihm?“

Offenbar hörte er den Vorwurf hinter meiner Frage nur zu gut heraus, denn er sah mich nicht an. „Ich habe ihn aus den Augen verloren“, antwortete er mit erstickter Stimme. „Jemand glaubte die gestohlenen Pferde gesehen zu haben, südwärts. In der Richtung, in die die Fahrenden aufgebrochen sind. Ihr Lager war leer, als wir dort ankamen. Die Hajduken wollten erst bei Tageslicht weiterreiten – sie glaubten nicht daran, dass Vater seine Pferde zurückbekommen würde. Aber er bestand darauf, die Suche trotz Dunkelheit fortzusetzen. Ich bin ein Stück mit ihm geritten, aber dann gerieten wir in Streit und er… ließ mich zurück.“

Ich deutete auf den Riss an seinem Ärmel. „Das muss ein heftiger Streit gewesen sein. Bist du sicher, dass er noch lebte, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?“

Danilo sprang auf. Er kniff die Lippen zusammen und in seine Augen schlich sich ein wütendes Funkeln. Ich hatte den Eindruck, dass auch Jovans Züge sich verhärteten, doch es war vermutlich nur ein Schatten, hervorgerufen durch das Flackern der Kerzen.

„Was willst du damit sagen?“, zischte Danilo.

„Ich will nur wissen, was geschehen ist! Dein Vater war der beste Reiter, den ich kannte. Hast du… hast du gesehen, wie er gestürzt ist?“

„Du unterstellst



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